Börse

Übergewichtung von US-Aktien - Aber klar doch!

von  
Aaron Israel
June 8, 2022

Gibt es eine Alternative zur Übergewichtung von US-Aktien?

Immer öfter hört man, dass der MSCI World viel zu USA-lastig sei und man diese Übergewichtung von US-Aktien unbedingt ausgleichen sollte. Sowohl in den Kommentaren unter den Videos auf meinem YouTube-Kanal Homo Oeconomicus als auch über Direktnachrichten und Beiträge in sozialen Netzwerken bekomme ich regelmäßig mit, dass die Übergewichtig von US-Aktien sehr kritisch gesehen wird. So liest man immer wieder davon, die US-Aktien Übergewichtung mithilfe einer höheren Gewichtung des MSCI Emerging Markets ETFs oder eines Europa ETFs auszugleichen. – In diesem Artikel möchte ich dir erklären, warum ich mich mit meinem hohen US-Anteil im Depot von 71 Prozent (Tendenz sogar steigend) sehr wohlfühle.

Entwicklung des US-Anteils im MSCI World

Der US-Anteil im MSCI World (hier im Beispiel der iShares Core MSCI World UCITS ETF) liegt Ende April 2022 bei 68,52 %. Danach klafft eine riesige Lücke von mehr als 60 Prozentpunkten, bis Japan mit nur etwa 6 % auf dem zweiten Platz folgt. Länder, wie das Vereinigte Königreich, Kanada, Frankreich, die Schweiz oder Deutschland haben alle nicht einmal einen 5-Prozent-Anteil im MSCI World.

Aktuell liegt der US-Anteil im MSCI World ETF von iShares bei fast 70 Prozent. (Quelle: ishares.com)
Aktuell liegt der US-Anteil im MSCI World ETF von iShares bei fast 70 Prozent. (Quelle: ishares.com)

Obwohl der US-Anteil im MSCI World schon seit vielen Jahren sehr hoch war, stieg die Gewichtung in den letzten zehn Jahren immer stärker an. Vor Beginn der Finanzkrise lag der US-Anteil bereits über 50 %, sodass sich dieser während dem Crash um mehr als zehn Prozent reduzierte, um anschließend wieder die 50-Prozent-Marke in Angriff zu nehmen. Vor etwa zehn Jahren zog die Entwicklung des US-Anteils dann allerdings noch stärker an und stieg seitdem um weit über 30 % (von etwa 49 % auf etwa 68 % US-Anteil)

Diese Entwicklung des US-Anteils im MSCI World geht nicht etwa zulasten von Japan, Australien und Kanada, sondern primär zulasten der Gewichtung europäischer Aktien. Beispielsweise ist seit der Finanzkrise der Europa-Anteil im MSCI All Country World von etwa 30 % auf heute nur noch etwa 15 % gefallen. (Quelle: institutional-money.com)

Doch ist diese Entwicklung wirklich ein Problem?

Wenn man bewerten möchte, ob der steigende US-Anteil im MSCI World ein Problem ist, muss man sich meiner Meinung nach vor allem die Alternativen anschauen. Daher möchte ich in den folgenden Absätzen jeweils kurz auf Europa, China und weitere oft genannte Alternativen zu den USA eingehen:

EU als Alternative zu den USA

Für mich ist die EU zum Beispiel keine gute Alternative, was verschiedene Gründe hat. Da hätten wir beispielsweise die Euro Problematik. Die Eurozone ist bis heute mehr oder weniger aufgrund des Euros im Krisenmodus und das seit 2009. In vielen europäischen Ländern ist die Demografie eine einzige Zeitbombe und Produktivitätsgewinne gibt es kaum noch. Man mag in der EU gut leben können, aber auch nur ansatzweise eine Alternative zu den USA? Für mich lebt die EU von der Substanz. Die größten Konzerne sind alt. Stammen aus einer anderen Zeit. Die Margen der europäischen Volkswirtschaften sinken und was sagt es dem Aktionär, wenn die Margen über Jahre immer und immer weiter sinken? Finger weg. Wer sich intensiver damit beschäftigen möchte, dem sei dieses Video empfohlen:

China als Alternative zu den USA

Auch wenn die Entwicklung Chinas von außen betrachtet zunächst beeindruckend aussieht, so ist die Situation der Volksrepublik doch alles andere als attraktiv für ein Investment. Beispielsweise käme eine Situation, wie wir sie aktuell in Russland beobachten müssen, auch für das Reich der Mitte nicht komplett überraschend (Stichwort Taiwan). Eigentumsrechte sind de facto nicht vorhanden. Ähnlich wie in Westeuropa gibt es eine Zeitbombe mit dem Namen Demografie. Wie soll man langfristig Vermögen aufbauen, wenn das Risiko der Enteignung/Totalverlust bereits als potentieller Risikofaktor am Horizont zu erkennen ist?

Indien, Mexico, Brasilien & Co als Alternative zu den USA

Weitere Alternativen könnten Länder wie Indien oder Brasilien sowie klassische Emerging Markets Länder sein, die jedoch meist nicht nur politisch instabil sind, sondern auch viele Probleme mit Blick auf die Eigentumsrechte aufweisen. Dabei ist politische Stabilität eine der Grundvoraussetzungen für Wachstum.

Schweiz, Australien, Japan & UK als attraktive Alternative

Ja, diese Länder sind in der Tat attraktive Alternativen für mich. Aber möchte ich diese Länder auch nur ansatzweise so hoch gewichten wie die USA?

Zusätzliche Fakten, die es hier zu beachten gilt

Die niedrige bzw. sinkende Gewichtung europäischer Aktien im MSCI World ist im Grunde auch die Erwartung des Marktes, dass europäische Werte in Zukunft deutlich schlechter performen werden als Werte aus den USA. Außerdem stehen viele Industrieländer, wie Deutschland, Frankreich und Japan, aber beispielsweise auch China, durch die sinkenden Reproduktionsraten wirtschaftlich vor großen Problemen. Die Anzahl der erwerbstätigen Personen wird in Europa immer weiter sinken. Gleichzeitig muss immer mehr Geld in die Versorgung der Alten investiert werden. In den USA ist das Problem weniger stark ausgeprägt. Die Anzahl der Personen im erwerbsfähigem Alter nimmt sogar weiter zu. Hinzu kommt noch, dass die Einstellung gegenüber dem Kapitalismus in vielen Ländern – unter anderem leider auch in vielen europäischen Staaten – größtenteils alles andere als positiv ist. In den USA dagegen gibt es eine deutliche Mehrheit an Menschen, die sich für den Kapitalismus aussprechen. Dies zeigt eine Studie aus dem Buch *„Die 10 Irrtümer der Antikapitalisten“ von Dr. Dr. Rainer Zitelmann. Daraus ziehe ich persönlich, dass die Gefahr von Enteignungen oder anderen sozialistischen Maßnahmen, in den USA überaus gering und in anderen Ländern in gar nicht so ferner Zukunft nicht allzu unwahrscheinlich sind.

Die Zustimmung zum Kapitalismus ist in vielen Ländern weltweit überaus gering. (zu finden auf meinem Instagram- Account: @homooeconomicuss)
Die Zustimmung zum Kapitalismus ist in vielen Ländern weltweit überaus gering. (zu finden auf meinem Instagram- Account: @homooeconomicuss)

Man bedenke den Teil des internationalen Umsatzes von US-Unternehmen

Nachdem wir uns nun die Alternativen angeschaut haben, wird es nun Zeit, die Thematik auch einmal von der anderen Seite zu beleuchten. Dabei spielen nicht nur die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA, sondern auch der große Anteil des internationalen Umsatzes von US-Unternehmen eine zentrale Rolle. Denn nur weil ein Unternehmen in den USA sitzt, heißt das nicht, dass es nur dort Geld verdient – ganz im Gegenteil sogar.Ideale Beispiele dafür sind „Broadcom“ und „Texas Instruments“ bei denen der US-Anteil am Umsatz nicht einmal 20 % ausmacht. China hat dagegen einen riesigen Anteil am Umsatz und auch andere asiatische Länder und Europa haben einen signifikanten Umsatz-Anteil dieser beiden US-Unternehmen. Doch diese beiden Beispiele sind keine Ausnahme, sondern eher die Regel; denn nahezu alle großen US-Konzerne sind weltweit sehr breit diversifiziert. Ich kann also beispielsweise mit einem Investment in Texas Instruments/Broadcom vom wirtschaftlichen Aufstieg Chinas profitieren und muss mich nicht der Gefahr der Enteignung in China stellen. Selbstverständlich wäre ein teilweiser Verlust durch Verstaatlichung innerhalb Chinas möglich, aber eben kein Totalverlust wie bei chinesischen Unternehmen.

Broadcom Umsatz-Anteile nach Regionen (Stand: Oktober 2021)

  • China (inkl. Hongkong) 35,5%
  • Asien Pazifik 19,9%
  • USA 19,3%
  • Europa, Mittlerer Osten & Afrika 12,3%
  • Singapur 10,0%
  • Amerika (exkl. USA) 3,0%

Texas Instruments Umsatz-Anteile nach Regionen (Stand: Dezember 2021)

  • China 54,5%
  • Europa, Mittlerer Osten & Afrika 15,3%
  • Asien 11,9%
  • Vereinigte Staaten von Amerika 10,4%
  • Japan 5,2%
  • Rest der Welt 2,7%

Fazit: Ich fühle mich mit meinem hohen US-Anteil im Depot sehr wohl!

Meiner Meinung nach gibt es keine zweite USA und somit auch keine Alternative. Daher kann ich jeden verstehen, der einen 100 % USA-Anteil im Depot hat. Denn dort sitzen die großartigsten Unternehmen, die zudem fast ausnahmslos weltweit diversifiziert sind und ihre Produkte überall auf der Welt verkaufen. Dazu kommt der enorme Vorteil, dass viele Unternehmen es auf dem Heimatmarkt besonders einfach haben. Und die USA mit über 300 Millionen zahlungskräftigen Kunden sind ein verdammt attraktiver Markt. Daher bin ich glücklich mit meinem hohen US-Anteil und fühle mich auch mit einer weiteren Steigerung der US-Gewichtung in meinem Depot wohl. Um es ganz deutlich zu sagen: wenn ich die Wahl zwischen zwei Unternehmen habe (US Wert und nicht US Wert), die in der gleichen Branche aktiv sind, ähnlich Kennzahlen haben, eine ähnliche Bewertung haben, dann würde die Entscheidung stets zu Gunsten des US Wertes treffen. Die USA sind ein Standortvorteil. 

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