Börse

Altersvorsorge mit 30 bereits erledigt - reichen 100.000€ aus

von  
Aaron Israel
April 12, 2023

Altersvorsorge mit 30 Jahren bereits erledigt?

Warum investierst du in Aktien? Was motiviert dich Monat für Monat einen Teil deines zur Verfügung stehendes Kapital auf mehrere Jahre und Jahrzehnte zu investieren? Die Hoffnung auf Reichtum? Finanzielle Unabhängigkeit? Sicherlich. Einer der wichtigsten Punkte ist jedoch für die meisten von uns die Altersvorsorge.

Finanziell frei mit Aktien sparen?

Ich brauche euch nichts erzählen: unter normalen Bedingungen und ohne große Entbehrungen ist es mit einem durchschnittlichen Einkommen nur sehr schwer wirkliche finanzielle Freiheit durch Aktiensparen zu erreichen. Der größte Hebel ist und bleibt das zur Verfügung stehende Kapital - die Sparrate. Wer es schafft einen signifikanten Anteil seines Einkommens jeden Monat langfristig zu investieren, der hat durchaus eine Chance die Unabhängigkeit vom Lohneinkommen zu erreichen. Insbesondere wenn das Kapital bereits in den 20ern erwirtschaftet wird.

Wozu dann also der ganze Aufriss?

Ich denke, dass diese Grafik für viele Menschen Motivation genug ist, privat vorzusorgen:

Rente Entwicklung Deutschland
Durchschnittliche Rente Deutschland seit 2000 Quelle: Sozialpolitik-aktuell.de

Das System der Altersvorsorge in Deutschland basiert auf Kindern. Seit dem Pillenknick, der in den Alterspyramiden der meisten westlichen Länder gut zu sehen ist, ist klar, dass das umlagefinanzierte Rentensystem angezählt ist. Man hätte zu diesem Zeitpunkt beginnen müssen einen Kapitalstock aufzubauen, aus welchem die Renten der Menschen bezahlt werden, die beschlossen haben weniger Kinder zu bekommen. Kindererziehung ist teuer. Hat man sich gespart. Gleichzeitig war die Lebenserwartung der "Alten" noch nicht besonders hoch und auf jeden Rentner kamen eine Vielzahl an Beitragszahlern (ganz im Gegensatz zur Zukunft). Man hat eine einmalige doppelte demografische Dividende kassiert. Diese hat man jedoch nicht genutzt um das System generationenfest zu machen. Das Ergebnis sehen wir heute. Bundeszuschüsse in Milliardenhöhen. Und dabei fängt der "Spaß" jetzt erst richtig an. Die Babyboomer gehen erst in den folgenden Jahren in Rente. Kurzum: das System ist für die nachfolgenden Generationen eine Katastrophe.

Es muss privat vorgesorgt werden

Jeder, der sich etwas intensiver mit dieser Thematik auseinandersetzt, wird zu dem Schluss kommen: ich muss privat etwas tun, ansonsten könnte es im Alter unangenehm werden. Und der Zeitraum, der in Rente verbracht wird, hat rapide zugenommen. Dies ist ganz einfach der Tatsache geschuldet, dass wir immer älter werden und nur minimal länger arbeiten. Wozu also der ganze Aufriss mit den Aktien? Um im hohen Alter keine Pfandfalschen zu sammeln. Das ist nicht besonders sexy, gebe ich zu, aber es ist notwendig.

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Lebenslang vorsorgen für wenige Jahre?

Soll ich wirklich 40 Jahre lang jetzt auch noch in Aktien vorsorgen (neben den bereits sehr üppigen Rentenbeiträgen), damit ich die letzten ~15 Jahre keine Pfandfalschen sammeln gehen muss? Ja und nein. Es kommt wie so oft darauf an. Welchen Lebensstandard möchtest du im Renteneintrittsalter haben? Wie hoch wird deine gesetzliche Rente sein? Wirst du mietfrei im Eigentum wohnen?

100.000€ bis 30 Jahre

Was für die meisten sicherlich utopisch klingt, ist für viele Zuschauer meines YouTube Kanals "Homo Oeconomicus" ein erstrebenswertes Ziel gewesen, für welches ein hoher Preis gezahlt worden ist. 100.000€ in Aktien investiert zu haben bis zum Alter von 30 Jahren. Was hat es damit auf sich?

Betrachten wir hierfür diese Berechnung: 100.000€ mit 30

Zinseszinsrechner mit Inflation
Quelle: Zinseszinsrechner Homo Oeconomicus

Unterstellen wir folgende Rahmenbedingungen: 100.000€ bis zum 30. Lebensjahr investiert; danach kein weiterer Cent; 7% Rendite p.a.; 2.6% durchschnittliche Inflation.

1490€ pro Monat zusätzlich

Nach 37 Jahren sollte der Depotstand auf ~1.3 Millionen Euro angestiegen sein. Kaufkraftbereinigt bleiben allerdings nur 512.000€ über. Unterstelle ich nun eine langfristige nachhaltige Entnahmerate (das Kapital sollte bei dieser Rate ansatzweise konstant bleiben) von 3,5%, entspricht dies 17.885€ pro Jahr. Oder auch 1.490€ brutto pro Monat. Kaufkraftbereinigt.

Rente + Aktien = keine Pfandflaschen

Unterstelle ich nun noch, dass die Person eine minimale Rente erhalten wird (möglicherweise auf Grundsicherungsniveau), dann ergibt sich dennoch eine gesamte Rente (gesetzlich + privat), die ermöglichen sollte, dass man keine Pfandflaschen sammeln gehen muss.

Theoretische Betrachtung

Diese Überlegung ist natürlich nur theoretisch und wahrscheinlich in der Realität höchst selten. Wird die Person wirklich komplett aufhören in Aktien zu investieren? Wird die Rendite inflationsbereinigt bei unter 5% liegen? Schafft die Person es auch Krisenzeiten auszusitzen? Schafft die Person es der Versuchung zu widerstehen und nicht eher an das Kapital zu gehen? Wer die Zugänge zu seinem Aktiendepot wegwirft und die 100.000€ mit 30 Jahren als seine private Altersvorsorge betrachtet, ist auf jeden Fall in einer optimalen Situation.

Bei mir sieht es etwas anders aus

Bei mir persönlich sieht diese Rechnung etwas anders aus. Geschuldet der Tatsache, dass ich Deutschland verlassen habe und weder Anspruch auf die gesetzliche Rente noch eine Grundsicherung habe, benötige ich deutlich mehr Kapital für meine Altersvorsorge. Dies ist ein Punkt, den ich bei vielen digitalen Nomaden und Auswanderern sehr kritisch sehe.

Wenn ich heute aufhören würde zu investieren

Ich bin aktuell 30 Jahre jung. Würde ich heute aufhören zu investieren, würde mein Kapital im Rentenalter ausreichend sein um dafür zu sorgen, dass ich einen angenehmen Lebensabend haben kann?

Betrachten wir hierfür folgende Rechnung: 434.000€ mit 30

Zinseszinsrechner mit Inflationsrate
Quelle: Zinseszinsrechner Homo Oeconomicus

Unterstellen wir folgende Rahmenbedingungen: 434.000€ bis zum 30. Lebensjahr investiert; danach kein weiterer Cent; 7% Rendite p.a.; 2.6% durchschnittliche Inflation.

6.478€ pro Monat zusätzlich

Nach 37 Jahren sollte der Depotstand auf ~5.7 Millionen Euro angestiegen sein. Kaufkraftbereinigt bleiben allerdings nur 2.221.000€ über. Unterstelle ich nun eine langfristige nachhaltige Entnahmerate (das Kapital sollte bei dieser Rate ansatzweise konstant bleiben) von 3,5%, entspricht dies 77.742€ pro Jahr. Oder auch 6.478€ brutto pro Monat. Kaufkraftbereinigt.

Klingt zu gut um wahr zu sein

Klingt irgendwie schwer vorstellbar oder? Wenn ich heute aufhören würde und nur noch die Dividenden reinvestiere, welche ich erhalte, sollte ich in 37 Jahren kaufkraftbereinigt 6.478€ pro Monat zur Verfügung haben. Es gibt hier natürlich auch viele Unsicherheiten: Wird die Rendite bei durchschnittlichen 7% liegen? Wird die durchschnittliche Inflationsrate bei 2.6% liegen? Werde ich schwach und gehe eher an das Kapital?

Altersvorsorge? Check.

Der Grund "Hilfe ich muss Pfandfalschen sammeln, wenn ich nicht privat vorsorge" sollte bei mir entfallen. Natürlich werde ich dennoch nicht aufhören in Aktien zu investieren. Ich werde weiterhin Monat für Monat Geld langfristig anlegen - allein weil es mir unfassbar viel Freude macht mich an großartigen Unternehmen zu beteiligen. Ich werde aber in Zukunft schauen ob ich nicht auch wieder anfange andere aktivere Investitionen zu tätigen. Ich bin heute nicht an dem Punkt, weil ich ausschließlich auf Sicherheit gespielt habe. Ich habe viele Jahre lang jeden Cent in meine eigenen unternehmerischen Aktivitäten gesteckt. Wenn ich lukrative Möglichkeiten sehe, werde ich in Zukunft wohl eher in diese Richtung gehen.

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