Aktien mit Rabatt kaufen? – Vorsicht!
Aktuell liest man wieder häufig, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt sei, um Aktien günstig zu kaufen. Denn viele Aktien gibt es aktuell scheinbar im Angebot und mit einem satten Rabatt von bis zu 50 % – und teilweise sogar noch mehr. Dies betrifft vor allem beliebte Techwerte, wie Meta, Netflix oder ZOOM, aber auch viele andere Aktien, die bei vielen Anlegern – nur leider nicht an der Börse – hoch im Kurs stehen. Daher möchte ich in diesem kurzen Artikel einmal erklären, warum ich es mitunter gefährlich finde, Aktien mit 50 % Rabatt zu kaufen.
Wie ist die aktuelle Situation an den Börsen?
Schaut man sich die Börsenkurse weltweit an, fällt auf, dass sich nahezu alle Indizes seit etwa einem halben Jahr im Sinkflug befinden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch Techaktien von diesem sogenannten Bärenmarkt betroffen und im Kurs gefallen sind. Vergleicht man allerdings einmal die Performance von Techwerten mit dem Gesamtmarkt, fällt schnell auf, dass Unternehmen aus dem Technologiesektor nochmal deutlich stärker gefallen sind. Dies lässt sich gut am Nasdaq Composite beobachten. Denn dabei handelt es sich um den größten Aktienindex der größten elektronischen Börse in den USA, der mehr als 3.000 Unternehmen, vor allem aus dem Technologiesektor, umfasst. Vergleicht man diesen mit dem allseits bekannten S&P 500, der lediglich nach der Marktkapitalisierung gewichtet ist und keinen überwiegenden Fokus auf Technologie hat, sieht man eine klare Entwicklung. Denn während der S&P 500 seit November 2021 „nur“ etwa 14 Prozentpunkte verloren hat, ist der Nasdaq Composite im gleichen Zeitraum um mehr als 25 % gefallen. Das gleiche Bild zeigt sich auch mit einem Blick auf den Nasdaq 100, der ebenfalls viele Techwerte umfasst, jedoch mit 100 Werten deutlich kleiner ist als der Nasdaq Composite. Denn auch der Nasdaq 100 hat seit November 2021 mit rund 23 % deutlich mehr verloren als der S&P 500 und der Gesamtmarkt in diesem Zeitraum.
Privatanleger leiden
Besonders die favorisierten Aktien der Privatanleger aus den letzten zwei Jahren sind stark getroffen: Peloton -90%, Palantir -77%, Block -71%, Sea -80%. War das Jahr 2020 geprägt von einer Vielzahl an neuen Aktionären, die mit den eben genannten "Hotstocks" eine deutlich bessere Rendite erzielen konnten, als beispielsweise der S&P500, sind diese Renditen inzwischen ausgelöscht worden. Quasi sämtliche Rendite der Privatanleger seit Januar 2020 ist verpufft.
Überblick über die Performance einiger Techwerte in den letzten 6 Monaten
Technologie-Aktien Performance seit November 2021(Stand: 11.05.2021):
- Alphabet -14,51 %
- Amazon -32,00 %
- AMD -31,78 %
- Dell -19,02 %
- Meta -34,33 %
- Microsoft -11,37 %
- Netflix -70,51 %
- Nvidia -35,29 %
- Salesforce -39,95 %
- ZOOM -59,72 %
Doch warum sollte ich jetzt nicht in Technologiewerte investieren?
Techaktien sind also im letzten halben Jahr stärker gefallen als der Gesamtmarkt, was, wie bereits erwähnt, viele Menschen dazu veranlasst hat, diese Aktien mit Rabatt zu kaufen. Dabei blicken viele vor allem auf das Allzeithoch, von welchem die Aktien im Technologiesektor aktuell weit entfernt sind. Daher gehen die meisten dieser Anleger davon aus, dass sich die Techwerte wieder erholen und ihre Allzeithochs wieder erreichen werden – so, wie sie es in den vergangenen Jahren immer getan haben. Doch nur, weil eine Aktie mal sehr hoch notiert war, heißt das nicht, dass sie jemals wieder zu ihrem Allzeithoch zurückkommen oder dieses sogar übersteigen wird. Ganz im Gegenteil; denn eine Aktie, die schon um 50 % gefallen ist, kann problemlos auch nochmal um 50 % fallen. Daher ist es besonders wichtig, dieses Prinzip der Gefahr wirklich zu verstehen. Dabei geht es mir nicht darum, Angst oder Sorge zu verbreiten, sondern einen rationalen und realistischen Blick auf die Situation zu werfen. Denn stark gefallene Aktien müssen nicht günstig sein, sondern waren zuvor vielleicht auch einfach nur stark überbewertet oder sehen sich nun ganz anderen Voraussetzungen gegenüber. Zugleich hat der Abverkauf mancher Aktien teilweise auch valide Gründe. So sind viele Technologiekonzerne stark fremdfinanziert und haben (noch) Probleme, die Gewinnschwelle zu überschreiten. Durch die steigenden Zinsen stehen einige Techwerte somit vor großen Herausforderungen. Zudem führen Lieferengpässe in manchen Unterbranchen zu starken Produktionsverzögerungen und dadurch auch zu sinkenden Absätzen. Von der Rezessionsgefahr fangen wir hier lieber nicht an zu sprechen.
Das verändert alles! Wirklich!
In den letzten zwei Jahren war die Welt einer Ausnahmesituation ausgesetzt. Die Marktteilnehmer gingen davon aus, dass dies das Verhalten der Menschen nachhaltig beeinflussen wird. Dadurch haben Unternehmen, welche von der Verhaltensänderung profitieren sollten, höhere Bewertungen zugestanden bekommen. Inzwischen zeigt sich jedoch, dass die Verhaltensänderungen weit weniger ausgeprägt sind, als zu Beginn der Pandemie vermutet worden ist. Das beste Beispiel ist der E-Commerce. Letztendlich gab es hier einen kurzfristigen Boom, aber inzwischen sind wir "back to normal". Es scheint keine nachhaltige Verhaltensänderung durch die Pandemie im Bereich E-Commerce gegeben zu haben. Sei vorsichtig wenn es heißt: "diesmal ist alles anders!"
Sollte ich also komplett die Finger von Techaktien lassen?
Nein; denn nicht alle Technologiewerte waren zuvor in einer Blase. Denn aktuell bieten sich bei einigen Unternehmen sicherlich auch Chancen, diese mit Rabatt zu kaufen. Doch du solltest verstehen, dass es unklug wäre, pauschal jede Techaktie für günstig und kaufenswert zu halten, nur weil sie stark gefallen ist. Denn es ist nicht garantiert, dass diese Unternehmen ihre Allzeithochs jemals wieder erreichen. Sei also vorsichtig und analysiere die einzelnen Techaktien ganz genau, bevor du sie einfach kaufst, weil sie – im Vergleich mit ihrem Allzeithoch – günstig aussehen. Dies gilt allerdings nicht nur in der aktuellen Marktphase und in Bezug auf den Technologiesektor, sondern ganz allgemein. So haben viele Werte ihre Allzeithochs aus dem Jahr 2000 nie wieder gesehen. Das wohl bekannteste Beispiel dafür aus Deutschland ist die Aktie der Telekom. Im Jahr 2000 ist die Telekom-Aktie auf über 100€ pro Anteil gestiegen. Heute steht sie bei 18€. Sie hat niemals wieder auch nur die 50€ Marke erreicht.
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